Zwei neue Bibelübersetzungen

Die neue Einheitsübersetzung und die neue Lutherbibel sind erschienen.

Datum:
Di. 10. Jan. 2017
Von:
Philipp Schmitz

Ende 2016 sind die beiden Standard-Bibelausgaben neu herausgegeben worden. Den Anfang machte im Oktober die neue Luther-Bibel, deren Text fünf Jahre lang überarbeitet worden ist. Erklärtes Ziel war es, wieder näher an Martin Luthers erste Übersetzung zu kommen und damit die markante und zuweilen eigentümliche Sprache des Spätmittelalters wieder mehr zur Geltung zu bringen. Freilich, hierunter leidet hie und da die Verständlichkeit, aber die markante Sprache ist einfach unverwechselbare Sprachkunst. Auch der ‚neue Luther’ übersetzt zuweilen freier, aber theologisch stringent und aufgrund der sprachlichen Dichte die Frömmigkeit beeinflussend. Die Übersetzung transportiert bereits eine Menge Theologie, etwa wenn in Jes 40,2 mit „predigen“ statt mit „sprechen“ übersetzt wird.
Das Druckbild ist gut lesbar und (außer bei den Psalmen) wie gewohnt zweispaltig. Wichtige Kernstellen sind fett gedruckt. 14 verschiedene Druckausgaben der neuen Luther-Bibel können erworben werden. Besonderes Highlight ist dabei die Jubiläumsausgabe, die auf das 500-jährige Reformationsjubiläum aufmerksam macht und auf dem Einband mit einer Luther-Rose geschmückt ist. Im Bibel-Text finden sich außerdem 64 farbige Sonderseiten zu Martin Luther als Reformator und Bibelwissenschaftler. Für Kreative gibt es eine Luther-Bibel mit Blanko-Einband, der selbst gestaltet werden darf.
Die neue Lutherbibel kann auch kostenlos als App runtergeladen werden – allerdings nur bis zum Reformationstag am 31. Oktober 2017.

Seit Dezember 2016 ist auch die neue Einheitsübersetzung, das katholische Standardwerk, erhältlich. Ihre letzte Überarbeitung war 1980. Seitdem haben sich Wissenschaft und Sprache weiterentwickelt. Der Überarbeitungsgrad ist je nach Buch unterschiedlich ausgefallen. Einige Bücher wurden vollständig neu aus dem Urtext übersetzt, etwa das Buch Jesus Sirach. Zielsetzung ist eine modernere Sprache gewesen, die zugleich näher am griechischen und hebräischen Urtext sein soll: Der populäre Psalm 23 hat dadurch eine ganz neue Formulierung gefunden. Der Gottesname im Alten Testament wird jetzt durchgehend (wie bei Luther) mit „Herr“ übersetzt. Der Druck in Kapitälchen zeigt das Tetragramm „JHWH“ an, ein Name, der den Juden heilig ist und von ihnen nicht ausgesprochen wird. Weiterhin wird die griechische Kollektivanrede „Brüder“ in der Briefliteratur nun (sachgemäß) mit „Brüder und Schwestern“ wiedergegeben und aus „empfangen“ ist „schwanger werden“ geworden. An vielen Stellen wurde außerdem versucht, biblische Sprachbilder und Metaphern in der deutschen Übersetzung abzubilden. Schließlich gibt es aufgrund einer textkritischen Korrektur in Röm 16,7 wieder eine Apostelin: Junia.
Die liturgischen Bücher basieren auf der Einheitsübersetzung und werden nun nach und nach neu ediert. So wird wohl zum Lesejahr B 2018 erstmals die neue Einheitsübersetzung im Gottesdienst verlesen werden. Die günstigste Version der Einheitsübersetzung gibt es übrigens (wesentlich günstiger als die günstigste Lutherversion) bereits für 9,45 Euro.

Die Bibel ist Gotteswort im Menschenwort. Textbetrachtungen und –vergleiche helfen, dem Wort Gottes auf die Spur zu kommen, tiefer in den Text einzudringen und mehr lesen zu können, als was das Schriftbild vorgibt. Daher leisten beide neuen Übersetzungen eine gute Hilfestellung, das neu zu hören, was Gott selbst den Menschen sagt, wie er spricht, wie er ist. Sprachlich glatter und angenehmer beim Lesen ist die neue Einheitsübersetzung. Markant und unvergleichlich dicht die neue Luther-Edition. Ein Blick in beide Bücher lohnt, meint

 

Philipp Schmitz